Urkunde Nr. 2869 aus Band V
- Seite im UB:
- 414-416
- Heute in:
- München, Bayerische Staatsbibliothek
- Heutige Signatur:
- Clm (Codex latinus Monacensis) Nr. 9503, fol. 350.
- Druckvorlage:
- nach Abschrift
- Abdruck als:
- Volltext
- Sprache:
- Deutsch
2869
1453 August 6 Bischof Samile schreibt dem Hermannstädter Bürgermeister Oswald über die Eroberung Konstantinopels durch die Türken. Abschrift aus der 2. Hälfte des 15. Jh.s, Staatsbibliothek München, Cod. lat. 9503 fol. 350.
a) Druck: Archiv (
») Neue Folge II, 1855, 158. Müller, Sprachdenkmäler (
») 62-66, Ndr. 72-76, Nr. 22.
Bruchstück: Hurmuzaki, Documente (
») XV, 1, 71-72.
Regest: Iorga, Acte şi fragmente (
») III, 31.
Nach Iorga handelt es sich bei diesem Stück um eine der "apokryphen" Schriften, wie sie nach dem Fall von Konstantinopel üblich waren. Die ausdrückliche, namentliche Nennung des Bürgermeisters und die Erwähnung Hermannstadts im Text veranlassen uns, darin doch eher ein tatsächliches Schreiben zu sehen.
Grossen gruess von dem hawbt zw der erden Samile, dem bladick oder bischoff, vnd von dem andern bladick oder bischoff von Constantinopolis yeczund zusam gefuegt in der Walachey dem erwirdigen vnd weisen vnd auss ayner waren gerechtikait des almaechtigen gotes, vnsers liebsten senfftmuetigen. seinen vnserm guetten frundt vnd günnären in der rüe der suessigkait, vnserm herren Oswalden burgermaister, vnd den geswaeren burgeren der Hermannstat, klaynen vnd grossen, lantherren, edlen vnd allen den, dy da waenen inn der heiligen kron des reichs zw Vngarn, wir wellen das zw ewch kommen unser war rät, vnd zw allen ewren bruedern vnd dyenärn, so das wir vermainden all lebentag in ewren lannden, so das ir gesünd vnd haylsam seyt vncz zw den endt ewrs lebens. Wir leben aber zw der parmherezikait gots, [S. 415] vnd vnser syndt wenig dy da burchen in diese gegenburtigen leben, in grossen turfftigen smerczen vnsers syns von schuld vnd sach wegen der hayden, vnd doch nit so gar von schuld vnd sach wegen der aller ungelawbigisten Türkken, feind des crewcz Cristi. Sunder wann got hat gesandt sein gaysel über vns vnd über dy heyligen stat Constantinopel der ersten kirchen vnd durch vnser sundt willen hat er die selben stät lassen wellen in den väl vnser ewing zestörung, vnd sind in der selbigen stat solich smerczen vnd wünderliche vnd so vnawssprechenliche ding, das sy mit menschlichen czungen kawm oder nymmermer awszsprechen mügen werden. Also an leichnam vnd heyligtum der heyling vnd dy aller grawssambste verderbnüss vnd tottung der menschen, wann dy selben Türkken bey zwayn tawsent kirchen zestört vnd ze nichte gemacht haben. Darumb schreiben wir das ewr lieb so das ir sullt versten vnd da von ain exempel oder beyspil für ewch sullet nemmen, wann das ist als geschehen durch vnser sund willen, das got gewalt hat gewen den hayden über vns zu herschen, wann an dem tayl ist geuallen die hoffnung der Cristenhait vnd vnser uerlarnüss ist erstanden, wann dy selben Türkken habent genomen dye heiligen vass, dar inn man das sacrament haldet, vnd dy do zw gottlichem ambt gebortten vnd dye leichnem der heiligen Constantini des kaysers, vnd seiner mueter Sand Helena, vnd Sand Soffeyn, vnd Sand Jorgen des grossen marttrer von iren steten vnd alsovil heyltumbs haben sy genomen das nyemant wol reden noch offenwaren mäg. Wir waren aber peitent der tröstung der Cristenhait als ain sel der losung peytet auss dem vechfür. Sunder es was nyemant der so rat oder hilf gab vns durfftigen vnd verderbten, vnd dye Türkken vmbgaben vnser stat zu landt vnd zw wasser uberall, vnd zu ryng v m b vingen sy vns. Sy hetten fünfczig gross püchsen, vnd funff hundert kleyner puchsen, vnd ayne, die aller grost, dy was in der grosz als ein kueffen oder ain vass zw sybenczehen emern, vnd XX spann lank, vnd do sy mit der grossen püchsen schussen zw der stat, do viel ain grosser thuren vnd die mawr von baiden tailen des türns, vor vnd hinden, bey dreysick ellen nyder, vnd mit derselben grossen püchsen wurffen sy drewhundert vnd LII stayn zu der stat, sunder mit den funffhundert klaynen puchsen schussen sy stätes an vnderloss auf das volckh, das nyemant ein aug mocht aufgehaben vnd sich beschirmen, vnd an solicher wer mochten sie nicht zu vechten. Czwischen Galatham vnd Constantinopel auf
1) ainem tayl des mers, das do flewsset czwichen den steten, do prachten sy czway hundert galeyn, grosse scheff auff dem grossen mer, vncz zu dem landt, do sy ir fürbass nicht mochten füren auf dem mer zu der stadt, do czugen sy dy czwayhundert galeyn auf dem landt mit iren aygen henden, wol czwo meil wegs lanck, vnd liessen sy in das tayl des mers czwischen den vorgenannten stetten, vnd mochten da ein pruck von aynem tayl zu dem andern, dar innen legten sy grosse vas vnd darauf legtten sy püchsen vnd fuesslewt ein grosse menig, vnd auff die selben vass mochten sy aber ayn pruck, vnd mochten ein czwifächtige wer auf das wasser, vnd secztten darumb fünfczig tawsent streythafftiger man der aller pesten vnder in, die do in dreyen stunden dy stat gewunnen vnd giengen vnd übersahen nyemantzs, sunder grawwsamklich erslügen sy layder dy menschen, als das wild tyr, vnd alles das heyligtumb wurffen sy auf dye gassen in der stat vnd zw trätten das mit iren pferden, wann ir waren wenig in der stat wider solich mächt zw streytten und zw wider sten. Auch wurden verrättär in der stat vnd gar ser gewunnen sy dy stat von vns durch verratnüss. Item
2) es waren viertausent edlaer junckfrawn vnd mer grosser herren töchtar mit soldnärn dy sy beschirmen solten auf ainem höhen gewelb ainer kirchen, do sy dy gewunnen, do snyten sy in dy kel ab vnd vil hyngen sy die edlen frawen dye kinder truegen an iren armen vnd dy swanger würden vnd bürgerin die mit kostlichen kleidern waren angelegt, der liessen sy nicht, sunder sy zwhawtten sie zu stuck-[S. 416] hen vnd totten si. Vnd all die maisten kirchen, dy nit zustörtt warn, dy weychten sy nach irm
3) türkischem vnd haydnischen sytten, dye stat Saluaria vnd Galatha dy zu stortten sy auss dem grunt und secztten das volkh czw Constantinopel, sunder dy von Galatha dy gaben sych mit willen den Turcken vnd in sind auch nichcz gueter genummen woren, vnd lies uber mer herbringen dreissigck tawsent wirt czw Constantinopol
4) das sy da wantten, vnd viertawsent wirt nvemmen sy auch dar ein vnd habent sy dar ein geseczt. Item auf dem andern tail auf dem lanndt hat er geseczt vier tawsent wirt vnd läst dy stat vest machen mit menschen vnd mit türren, mit mewrn zubehalden. Vnd was sull wir ewch nu sagen, dy Turkken mainen in dy gancz Kristenhait vndertanig zu machen, ob es got verhengen wert. So haben wir auch nu gehoertt das dy Turcken cziehen wellen vnd gewinnen des Tyspots lanndt als Syrffeyen und Raeczen, wann si hoffen mit iren püchsen, dy sy machen vnd giessen albeg, vnd ein yedlicher vnder in nymbt ain pfund oder zway kupfer in seinen sack vnd fürt das mit im, vnd wo sy dann sturmen wellen, da lassen sy durch irem maister zu der erden mit irem beraitem form puchsen giessen vnd machen. Item ewr stat Cziben
5) oder Hermanstat hat ainen grossen nöm vnder in veber all vnd sprechen sy, es sey in ain widersteung vnd hindernuess an iren weg, vnd sy wellen dy hyndernuss von irem weg werffen vnd ewr stat besuechen vnd gewinnen, vnd frewent sich der ser dar czucziehen. Darumb rat wir ew das ir ewr stat vest vnd stark machet vnd wewaren last, das ir si nicht uerliert. O di salig stat dy in der Czeit des frids sich uerhieltt. Sunder vnser kayser ist selb dritter czue ainem scheff auf dem mer auss iren henden komen.
Was wir ewr lieb nw geschriben haben vnd schreiben, wais got wol das es ewch vnmär ist zubewain, vnd wir muessen all vnser lebtag vor solicher grosser uerlarnüss
6) sein
7) das wir allso uerlassen sein von allen Cristen vnd dy do Cristengelauben halltent, wann wir sein hye in der Walachey vnd hilff bitent, domit wir vns nuegen lassen, wann wir vns gearbeit haben ze kömen von dem vngelawbigen Turcken, vnd haben vns gelöst von sibenczigk tawsent Asper, vnd ir
8) süllt wissen das wir dy ewren sein in allen sachen, vnd vnser leichnam vor auch durch der Cristenhait willen. Got geseng ew beschirm vnd behuett ewch vor allem ubel Amen.
Geben an dem sechsten des monäcz Augusti, anno domini M
o CCCC
o LIII
o.
a) Beschreibung der Handschrift Clm 9503 unter http://www.handschriftencensus.de/8469. Der Brief ist angehängt an Balthasar Mandelreiß: 'Lied gegen die Türken' (fol. 348v-349v).
^1) Hierauf durchgestrichen und unterstrichen
auf. ^ 2) Auf dem Rand:
rot Nota viertausend edlaer junckfrawn worded erslagen zu Constantinopel.^ 3) Hierauf durchgestrichen
d. ^
4) Mit 1 Abkürzungsstrich.^
5) Vorlage Criebn. ^
6) Vorlage uerlanusz.^
7) Hierauf durchgestrichen vnd wir. ^
8) Über der Zeile nachgetragen.^